Erschienen am: 26.07.2007
Zeitung: Kieler Nachrichten
Redakteur: MPR
Das Leben offensiv angehen
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Schwedeneck - Hamburgs 17-jährige Torfrau Melanie Kreft hat keine Chance: Wieder schlägt die etwa tennisballgroße Plastikkugel hinter ihr in dem nur 20 Zentimeter hohen, dafür aber 2,50 Meter breiten Tor ein: Mittlerweile steht es 3:0 oder 4:0 für die deutlich überlegenen „Nording Bulls“, die ihre Vorteile gegenüber ihren Gegnern aus der Hansestadt gnadenlos ausspielen und einem sicheren Sieg entgegenstreben.
Doch genau das interessiert eigentlich niemanden der direkt Beteiligten, vielmehr geht es ihnen um den Sport an sich, die körperliche Betätigung und das gemeinsame Verarbeiten eines Schicksals, das alle auf dem Spielfeld und auf der „Auswechselbank“ befindlichen Spieler verbindet: Alle nämlich, die in der Surendorfer Sporthalle der kleinen Kugel nachjagen und sie möglichst häufig im gegnerischen Tor unterbringen wollen, sind an den Rollstuhl gefesselt. Teils von Geburt an, teils auch seit schweren Unfällen oder anderen gesundheitlichen Schlägen.
Sie spielen Elektro-Rollstuhlhockey, die „Nording Bulls“ sogar ausgesprochen erfolgreich, sind sie doch gerade erst in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Um sich auf die neue, schwere Saison vorzubereiten, hat einer der ihren, der in Schwedeneck wohnhafte Matthias Krása, seine in Mecklenburg-Vorpommern beheimateten Mannschaftskameraden, kurzerhand zu einem Trainingslager in seine Heimatgemeinde eingeladen. Was für Nicht-Behinderte überhaupt kein Problem darstellt, erfordert von den „Nording Bulls“ und deren Umfeld ein Höchstmaß an organisatorischem Talent sowie eine Menge helfender Hände und wohl gesonnener Mitbürger. Denn immerhin gilt es, zehn Elektro-Rollstuhlfahrer und deren Begleiter für einige Tage in der Gemeinde unterzubringen. „Wir sind bei Bürgermeister Sönke Paulsen und zahlreichen Surendorfer Bürgern auf offene Ohren gestoßen“, berichtet Matthias Krása, glücklich und dankbar für zahllose Hilfeleistungen von Paulsen, dem ansässigen DRK-Ortsverein, anderen Institutionen und Nachbarn, die die Spieler unter anderem mit Erbsensuppe und „einem ganzen Kofferraum voll Obst versorgten“, erzählt Krása.
Es ist bewundernswert und verdient allerhöchsten Respekt, wie behände sich die Spieler in ihren Elektro-Rollstühlen innerhalb der Spielfeldumrandung bewegen, sich die Plastikkugel schon fast traumwandlerisch sicher zuspielen und dann noch - selbst aus unmöglich erscheinenden Situation - das gegnerische Tor treffen. Was einen Nicht-Behinderten vor große Probleme stellen würde, meistern die behinderten Sportler selbst ohne Arme oder Beine geradezu bravourös und rufen durch ihre Aktionen immer wieder den Beifall der Zuschauer hervor.
„Wir sind stolz auf unsere Gemeinschaft, die uns hilft, mit unserem Los anders umzugehen. Es ist sicherlich leichter, sich zusammen zu setzen und gemeinsam zu jammern, als unseren Weg zu beschreiten“, sagt Krása, stellvertretend für alle anderen. Sport verbindet - wohl nirgends trifft diese so häufig benutzte, fast schon abgedroschen klingende Weisheit exakter zu, als auf die „Nording Bulls“ und ihre Schicksalsgefährten, die ihr Leben offensiv angehen und laut Krása „noch einige Möglichkeiten haben, Nicht-Behinderte zu integrieren.“ und sei es als Sponsor für die anstehende Saison in der 1. Bundesliga, die finanziell noch keineswegs abgesichert ist. „Wir sind auf Spendengelder uns Sponsoren angewiesen“, erklärt Krása, einer der Leistungsträger der „Nording Bulls“.
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