Erschienen am: 08.07.2009
Zeitung: Kieler Nachrichten
Redakteur: AS
Im Rolli vortrefflich Tore schießen
Bundesliga-Spieler trainieren Mitte August in Surendorf
Schwedeneck - Bescheiden quartieren sich die Spieler der Bundesliga vom 13. bis 17. August für ihr Trainingscamp in Surendorf ein. Bescheiden sind ihre Ansprüche an Verpflegung und Programm. „Selbst wenn wir Sponsoren hätten, die uns einen Hotelaufenthalt spendieren würden“, merkt Matthias Krása trocken an, „so ein Hotel, in dem wir alle untergebracht werden können, gibt es gar nicht.“ Er und die anderen Sportler gehören zu den Nording Bulls, sitzen in Elektrorollstühlen und spielen Hockey.
Für den Dänisch Nienhofer, der so ein Trainingscamp nach zwei Jahren Pause wieder organisiert, gerät die Vorbereitung zu einer logistischen Meisterleistung. Eine Unterkunft für drei Nächte wird gebraucht, die gleich für bis zu zehn Sportler barrierefrei und auch für ihre Betreuer geeignet ist. Fündig wurde Krása in der Werk- und Betreuungsstätte Ottendorf bei Kiel, rund 24 Kilometer entfernt. Der 40-Jährige, der ohne Füße und Unterschenkel sowie Unterarme und Hände auf die Welt kam und bei den Nording Bulls im Sturm spielt, muss sich nun noch um geeignete Betten kümmern. Das Rahmenprogramm mit Kultur und Ausflügen ist im Entstehen. Auch hier harkt es oft an der Barrierefreiheit. Für eine Hafenrundfahrt in Kiel fehlen noch passende Landgangbretter, auf denen Rollstuhlfahrer an und von Bord der Fördeschiffe kommen können, rollstuhlgerechte Anleger dagegen gebe es mehrere.
Elektrorollstuhlhockey wird in einer ersten Bundesliga mit insgesamt sieben Mannschaften gespielt, die Nording Bulls haben zum Saisonende den vierten Platz belegt. Die Spieler sitzen in ihren Elektrorollstühlen und spielen den Ball entweder mit dem Handschläger - „der heißt so, obwohl ich keine Hand habe“ - oder mit dem Kreuzschläger, der fest unten am Rollstuhl befestigt ist. Auf dem 28 mal 14 Meter großen Feld ist ein Team mit vier Feldspielern und einem Torwart vertreten, zu einer Mannschaft können bis zu 13 Spieler gehören. Krása ist der einzige aus Schleswig-Holstein, seine Mannschaftskollegen kommen aus Berlin, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Gespielt wird in der Regel zwei mal 15 Minuten.
Zu dieser Sportart kam der 40-Jährige vor über 20 Jahren über eine integrative Sportgruppe an der Ruhruniversität in Bochum, seit 1996 spielt er bei den Nording Bulls mit. „Wir benutzen überwiegend eigene Stühle, nur zwei Sportrollstühle gehören unserer Sparte im Dachverein SV 90 Lohmen“, einem Verein im mecklenburgischen Landkreis Güstrow. Für ihn mit ein Grund, warum seine Mannschaft nicht weiter vorn mitspielen konnte. Aber so ein Elektrosportrollstuhl koste rund 8000 Euro und vier oder fünf würden gebraucht.
Die Vorfreude auf das Trainingslager in der Heimatgemeinde ist für den 40-Jährigen groß, der bei der Oberfinanzdirektion in Kiel arbeitet und sich dort wie auch in Schwedeneck für die Belange der Menschen mit Behinderungen einsetzt. Denn am Sonntag, 16. August, reist die Hamburger Mannschaft Fastlane zu einem Turnier an, das um 10 Uhr in der Surendorfer Sporthalle beginnt. „Wir hoffen auf viele Zuschauer“, sagt Krása zu dem Programm bis abends.
Die Schwedenecker Veranstaltung ist allerdings im Vergleich zum sogenannten Eurocup nur eine kleine: Bei dem Turnier ab 10. Juli in Güstrow werden acht auswärtige Mannschaften aus Europa zu den zwei eigenen von den Nording Bulls erwartet. Für Krása das Highlight: Eine Bikertruppe namens Grey Bulls lädt alle Spieler und Betreuer nicht nur zu einem Rock-Konzert ein, das sie am gleichen Wochenende veranstalten, sondern die Biker setzen sich für ein Demonstrationsspiel auch in Handrollis.
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